Digitale Transformation im deutschen Gesundheitswesen vereinfachen: Eine Fallstudie von Fachklinikum Mainschleife und Max Grundig Klinik

von Geraldine Reichard, Luka Abicic (Kite Consult GmbH), Florian Wanner (Kite Consult GmbH) und David Surey

Im Gesundheitswesen ist die Verfügbarkeit und Sicherheit kritischer Anwendungen von entscheidender Bedeutung. Zwei renommierte medizinische Einrichtungen, das Fachklinikum Mainschleife und die Max Grundig Klinik, mussten ihre IT-Infrastruktur modernisieren, um die strengen regulatorischen Anforderungen des 2024 verabschiedeten Gesetzes zur Beschleunigung der Digitalisierung des Gesundheitswesens (Digital-Gesetz – DigiG) der Bundesregierung zu erfüllen und einen zuverlässigen Zugriff auf essentielle Systeme zu gewährleisten.

Das Fachklinikum Mainschleife verwaltet rund 30 kritische Anwendungen, darunter Elektronische Patientenakten (ePA), Krankenhausinformationssysteme (KIS), Picture Archiving and Communication Systems (PACS), Digitale Gesundheitsakten und Praxisverwaltungssysteme (PVS). Die Max Grundig Klinik beaufsichtigt etwa 40 geschäftskritische Anwendungen, zu denen ePA, KIS, PACS und Digitale Gesundheitsakten gehören.

Beide Einrichtungen standen vor dem Auslaufen bestehender Outsourcing-Verträge und benötigten einen nahtlosen Übergang zu einem neuen IT-Betriebsmodell. Das Fachklinikum Mainschleife hatte eine herausfordernde 12-Monats-Frist einzuhalten, da ihr Outsourcer die vertraglich vereinbarten Dienstleistungen kündigte. Darüber hinaus verschärfte der globale Hardwaremangel im Jahr 2022 die Herausforderungen, die enge Frist einzuhalten. Im Rahmen des Projekts ergriff das Fachklinikum Mainschleife die Gelegenheit, die Anwendungsschichten durch den Neukauf oder den Aufbau zeitgemäßer Alternativen zu modernisieren, wodurch ihre überalterte Citrix-Infrastruktur außer Betrieb genommen werden konnte. Um ihren Digitalisierungsbedarf und den Mangel an erforderlichen internen Ressourcen zu decken, ging das Fachklinikum Mainschleife 2022 eine Partnerschaft mit Kite Consult und Oberender AG ein. APN Partner Kite Consult spielte während des gesamten Projekts eine entscheidende Rolle, indem sie die Cloud-Landing-Zone bereitstellte, die Übergangsinfrastruktur lieferte und verwaltete Dienste, wie Anwendungsmanagement und laufende Betriebsunterstützung in Übereinstimmung mit dem Digital-Gesetz anbot.

Die Unternehmensberatung Oberender AG arbeitete mit dem Fachklinikum Mainschleife zusammen und leitete die Bemühungen zur Reorganisation der Prozesse. Insbesondere übernahm Rolf Grube, Managing Consultant für Healthcare Digitalization bei Oberender AG, die gesamte Rolle des Organisationalen Change Managements für das Fachklinikum Mainschleife und sorgte für einen reibungslosen Übergang zu einem cloudbasierten Betriebsmodell. Mit seinen eigenen Worten:

„In diesem innovativen und höchst anspruchsvollen Projekt konnten wir durch die sorgfältige Auswahl der verfügbaren AWS-Services eine Betriebsumgebung schaffen, die in Bezug auf Flexibilität, Kosteneffizienz und Sicherheit eine Ausnahme im deutschen Gesundheitssektor darstellt.“

Die Max Grundig Klinik zielte darauf ab, ihre gesamte IT-Landschaft zu erneuern. Ihr bestehender Partner bot zwar Infrastrukturdienstleistungen an, verfügte aber nicht über Expertise im Anwendungsmanagement für das Gesundheitswesen, was für Digitalisierungsbemühungen in ihrem regulierten Segment entscheidend ist. Um angemessene Prozesse und volle Compliance zu gewährleisten, ging sie Ende 2023 eine Partnerschaft mit Kite Consult ein, um das Transformations- und Migrationsprojekt voranzutreiben, einschließlich der Ablösung ihres auslaufenden SAP-basierten Systems für Patientenakten (ePA) und der Modernisierung ihrer abzulösenden Citrix-Infrastruktur.

In den kommenden Abschnitten werden wir uns der architektonischen Herangehensweise von Kite Consult und unseren Kunden widmen, um die strengen Compliance-Anforderungen von Gesundheitsorganisationen zu erfüllen und einen resilienten und effizienten Cloud-Betrieb unter Nutzung der Amazon Web Services (AWS) Dienste sicherzustellen. Gesundheitseinrichtungen müssen strenge Vorschriften und Standards einhalten, um sensible Patientendaten zu schützen, die Geschäftskontinuität aufrechtzuerhalten und einen ununterbrochenen Zugriff auf kritische Systeme zu gewährleisten. Bei der Architekturgestaltung lag der Schwerpunkt auf robusten Sicherheitsmaßnahmen und hoher Verfügbarkeit und Skalierbarkeit. Dieses Vorgehen erfüllt die entscheidenden Bedürfnisse des Projektes und ermöglicht es gleichzeitig die Flexibilität und Skalierbarkeit von AWS-Cloud-Services zu nutzen. Darüber hinaus integrierte die Lösung robuste Governance- und Kontrollmechanismen, um die Einhaltung der Vorschriften im Gesundheitswesen sicherzustellen.

Architektur

Governance und Kontrolle: Ermöglichung von Compliance und Sicherheit

Bild 1: Architektur der Multi-Account Strategie mit AWS Organizations

In enger Zusammenarbeit mit dem Fachklinikum Mainschleife und der Max Grundig Klinik entwarf Kite Consult eine Landing-Zone-Architektur, die mehrere AWS-Services nutzt, um die kritischen Anforderungen der Einhaltung strenger Vorschriften und der Aufrechterhaltung robuster Sicherheitsmaßnahmen in der Gesundheitsbranche zu erfüllen. Diese Architektur ermöglicht es den Kunden, ihre Governance- und Kontrollanforderungen zu erfüllen und gleichzeitig branchenspezifische Standards und Vorschriften einzuhalten.

Vom Kunden verwaltete Schlüssel, verwaltet durch den AWS Key Management Service (KMS), spielen eine entscheidende Rolle bei der zentralen Einhaltung von Verschlüsselungsanforderungen. KMS ermöglicht es dem Fachklinikum Mainschleife und der Max Grundig Klinik, die zur Sicherung ihrer sensiblen Daten wie Patientenakten und medizinischen Bildern verwendeten Verschlüsselungsschlüssel zu verwalten und zu kontrollieren. Diese Kontrolle über Verschlüsselungsschlüssel ist für Gesundheitsorganisationen unerlässlich, um die Datensouveränität aufrechtzuerhalten und Vorschriften wie den deutschen C5-Standard und das DigiG einzuhalten.

Der Service AWS Config wird eingesetzt, um es den Kunden zu ermöglichen, Compliance-Anforderungen effizient zu erfüllen und zu überwachen. AWS Config überwacht und erfasst kontinuierlich Ressourcenkonfigurationen, was eine umfassende Prüfung und Verifizierung der Compliance ermöglicht. Der Service hilft, Risiken zu mindern, indem nicht konforme Zustände aufgedeckt werden und sichergestellt wird, dass die Infrastruktur den strengen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen der Gesundheitsbranche entspricht.

AWS Organizations erleichtert die Governance und Kontrolle über mehrere AWS-Konten hinweg. Durch die Nutzung von Service-Control-Policies (SCPs), geerbten Kontrollen und Multi-Account-Strukturen [EN] implementierte Kite Consult konsistente und durchsetzbare Kontrollen für die gesamte Organisation beider Kunden. Dieser Ansatz stellt sicher, dass die Kundenteams frei innerhalb ihrer definierten Grenzen arbeiten können, während gleichzeitig das erforderliche Maß an Kontrolle und Überwachung aufrechterhalten wird und nicht autorisierte oder nicht konforme Änderungen an der Infrastruktur verhindert werden.

Kite Consult entschied sich für einen benutzerdefinierte Landing-Zone-Lösung, um die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen der Gesundheitsbranche zu erfüllen. Diese Entscheidung wurde durch die Notwendigkeit maßgeschneiderter Kontrollen und Governance-Maßnahmen getroffen, die über die standardmäßigen Best Practices hinausgehen. Durch die Nutzung eines dedizierten Service-Teams bei Kite Consult stellt die benutzerdefinierte Landing-Zone die Implementierung branchenspezifischer Kontrollen und Governance-Maßnahmen sicher, ohne Agilität oder Flexibilität bei der Bereitstellung und Verwaltung von Gesundheitsanwendungen und -diensten zu opfern.

Absicherung des Cloud-Betriebs: Schutz von Infrastruktur und Anwendungen

Bild 2: Schema der Sicherheitsarchitekrtur in der Landing-Zone

Die Gewährleistung einer robusten Sicherheit und Compliance ist in der Gesundheitsbranche entscheidend, um sensible Patientendaten zu schützen, die Privatsphäre der Patienten zu wahren und die Geschäftskontinuität aufrechtzuerhalten. Kite Consult wählte eine Kombination aus verschiedenen AWS-Diensten, um Sicherheitsmaßnahmen über alle Ebenen der Infrastruktur für das Fachklinikum Mainschleife und die Max Grundig Klinik zu implementieren und dabei strengen Branchenvorschriften und Best Practices zu entsprechen.

Auf Netzwerk- und Infrastrukturebene bietet Amazon GuardDuty intelligente Bedrohungserkennung und kontinuierliche Überwachung. Es analysiert Datenquellen wie AWS CloudTrail-Logs, VPC Flow Logs und DNS-Logs, um Anomalien und verdächtige Aktivitäten wie unbefugte Zugriffsversuche, kompromittierte Instanzen oder Datenexfiltration zu erkennen. Diese proaktive Bedrohungserkennung schützt sensible Patientendaten und erhält die Systemintegrität aufrecht.

Amazon Inspector bewertet die Sicherheitslage von Anwendungen und Infrastrukturen, identifiziert Schwachstellen und gibt Empfehlungen zur Behebung. Es führt automatisierte Sicherheitsbewertungen durch, einschließlich Netzwerkzugriffskontrollen, Compliance-Prüfungen gegen Best Practices und Schwachstellenscans. Die proaktive Identifizierung und Behebung von Schwachstellen verringert das Risiko von Datenschutzverletzungen und stellt die Einhaltung von Vorschriften wie HIPAA und DSGVO sicher.

Für die Systemsicherheit vereinfacht der Patch Manager von AWS Systems Manager den Prozess der Aktualisierung von Systemen mit den neuesten Sicherheitspatches und Software-Updates und minimiert so das Risiko ausnutzbarer Schwachstellen. Der Patch Manager automatisiert die Bereitstellung von Patches und Updates, reduziert den Betriebsaufwand und stellt eine zeitnahe Behebung bekannter Schwachstellen sicher, die Patientendaten gefährden und kritische Betriebsabläufe stören könnten.

Auf Anwendungsebene schützt die AWS Web Application Firewall (WAF) Webanwendungen vor gängigen Web-Exploits und Bots und bietet so eine zusätzliche Schutzebene für patientenorientierte Anwendungen und Dienste. Die WAF inspiziert eingehenden Web-Traffic und blockiert schädliche Anfragen wie SQL-Injection-Angriffe, Cross-Site-Scripting (XSS) und Distributed-Denial-of-Service (DDoS)-Angriffe und stellt so die Einhaltung strenger Datenschutzvorschriften sicher.

AWS Security Hub konsolidiert Sicherheitsergebnisse aus mehreren AWS-Services und Partnerlösungen und bietet einen umfassenden Überblick über die Sicherheitslage einer Organisation. Dadurch wird die Einhaltung von Branchenstandards und -vorschriften erleichtert. AWS Security Hub integriert sich mit Services wie Amazon GuardDuty, Amazon Inspector und AWS Config und ermöglicht so eine zentrale Überwachung und Verwaltung von Sicherheitsrisiken, automatisierte Compliance-Prüfungen und die Erstellung von Berichten für Prüfzwecke.

Dieses umfassende Paket an AWS-Sicherheitsdiensten half Kite Consult dabei, sicherzustellen, dass das Fachklinikum Mainschleife und die Max Grundig Klinik Sicherheitsrisiken in ihrer gesamten Infrastruktur proaktiv managen, regulatorische Anforderungen einhalten und sensible Patientendaten sowie ihre geschäftskritischen Anwendungen schützen konnten.

Netzwerkarchitektur: Ermöglichung eines zuverlässigen Zugriffs und Trennung von Belangen über Schichten hinweg

Bild 3: Übersicht der Netzwerkarchitektur

Die Netzwerkarchitektur spielt eine entscheidende Rolle bei der Ermöglichung eines zuverlässigen Zugriffs und der Gewährleistung der Trennung von Belangen über Schichten hinweg, was den strengen Anforderungen der Gesundheitsbranche entspricht.

Im Kern der Netzwerkarchitektur liegt die Amazon Virtual Private Cloud (Amazon VPC), das eine logisch isolierte und sichere Umgebung für die Bereitstellung von Ressourcen bietet. Amazon VPCs ermöglichen eine Netzwerksegmentierung, sodass Gesundheitsorganisationen unterschiedliche Anwendungsumgebungen wie Produktion und Entwicklung oder sensible Daten von weniger kritischen Ressourcen trennen können. Diese logische Isolation ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Datenschutzbestimmungen und die Reduzierung der Angriffsfläche.

Das AWS Transit Gateway erleichtert die Netzwerkisolation und die nahtlose Integration mit der Telematik-Infrastruktur, einer kritischen Komponente des sicheren Kommunikationsnetzwerks des deutschen Gesundheitssystems. Die Telematik-Infrastruktur ist ein bundesweites Netzwerk, das den sicheren Datenaustausch zwischen Gesundheitsdienstleistern ermöglicht und die Vertraulichkeit und Integrität sensibler Patienteninformationen gewährleistet.

Die AWS Network Firewall fungiert als zentraler Ein- und Ausgangspunkt und gewährleistet so umfassende Sicherheit und Compliance. Sie ermöglicht die Implementierung von DNS-basierten Richtlinien für den Datenverkehr und erlaubt eine granulare Kontrolle über die Netzwerkkommunikation. Dieses Maß an Kontrolle ist für Gesundheitsorganisationen unerlässlich, um strikte Sicherheitsrichtlinien durchzusetzen und unbefugten Zugriff oder Datenexfiltration zu verhindern.

Für den sicheren Fernzugriff wird der AWS Client VPN-Dienst eingesetzt. Dieser ermöglicht es Ärzten, Praxen und externen Umgebungen, sich unter Verwendung ihrer verwalteten Active Directory (AD)-Anmeldeinformationen sicher und nahtlos zu verbinden und in das sichere Netzwerk der Klinik einbezogen zu werden. Der Fernzugriff ist eine kritische Anforderung für Gesundheitsorganisationen und ermöglicht es Fachkräften im Gesundheitswesen, von verschiedenen Orten aus auf Patientendaten und Systeme zuzugreifen, während strikte Sicherheits- und Compliance-Standards zentral eingehalten werden.

Für dauerhafte, externe Konnektivitätsanforderungen werden AWS Site-to-Site (S2S) VPN-Verbindungen eingerichtet, die eine sichere und zuverlässige Kommunikation zwischen den Gesundheitsorganisationen und ihren externen Partnern oder Standorten ermöglichen. Diese sichere Konnektivität ist für den Datenaustausch und die Zusammenarbeit mit externen Stellen wie Forschungseinrichtungen oder anderen Gesundheitsdienstleistern unverzichtbar und gewährleistet gleichzeitig den Schutz sensibler Patientendaten.

Anwendungsinfrastruktur: Modernisierung und Betrieb zuverlässiger Gesundheitsanwendungen auf AWS

Kite Consult half dem Fachklinikum Mainschleife dabei, verschiedene AWS-Services zu nutzen, um eine resiliente, sichere und leistungsstarke Umgebung aufzubauen, die auf die Bedürfnisse der Gesundheitsbranche zugeschnitten ist.

Nach der Einrichtung der Landing Zone und der Gewährleistung des erforderlichen Sicherheitsniveaus, ermöglichte der AWS Application Migration Service die Übertragung von Anwendungen von der lokalen Infrastruktur in die AWS-Cloud und minimierte so Ausfallzeiten und sicherte die Geschäftskontinuität.

Der AWS Application Migration Service bietet Werkzeuge und Funktionen, um den Migrationsprozess zu optimieren. Er ermöglicht die Erstellung von Server-Migrationsplanung, die Replizierung lokaler Server in AWS, die Erfassung der gesamten Serverkonfiguration einschließlich Betriebssystem, Systemstatus und Daten und gewährleistete so eine konsistente und zuverlässige Migration. Der Service orchestriert den Cutover-Prozess, synchronisiert die letzten Änderungen und startet die migrierten Server in der AWS-Umgebung.

Der AWS Application Migration Service half Kite Consulting, die Migration mit maximaler Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten durchzuführen. Dies war aufgrund der Verwendung von fortschrittlichen Funktionen, wie automatischer Instanzkonfiguration und Konfiguration migrierter Instanzen nötig, um die Einhaltung von Organisationsrichtlinien und Best Practices sicherzustellen.

Bild 4: Systemarchitektur der Anwendung

Amazon Elastic Compute Cloud (EC2) Instanzen, angetrieben vom AWS Nitro System, bieten eine sichere und leistungsstarke Rechenumgebung für die kritischen Gesundheitsworkloads der Kunden. Das AWS Nitro System ermöglicht es EC2-Instanzen, strengen Compliance-Anforderungen zu entsprechen und gleichzeitig Isolation und Schutz vor potenziellen Bedrohungen zu gewährleisten.

Anmeldeinformationen für die Anwendungsebene werden über den AWS Systems Manager Parameter Store persistiert. Dieser Dienst ermöglicht eine sichere, hierarchische Speicherung für sensible Konfigurationsinformationen und Anmeldedaten wie Datenbankpasswörter und API-Schlüssel. Der AWS Systems Manager Parameter Store nutzt AWS Key Management Service (KMS) für die Verschlüsselung und stellt so sicher, dass Anmeldeinformationen geschützt sind.

Elastic Load Balancing (ELB) verteilt den eingehenden Datenverkehr auf mehrere EC2-Instanzen und gewährleistet so Hochverfügbarkeit und Fehlertoleranz für die Gesundheitsanwendungen des Fachklinikums Mainschleife. ELB erkennt automatisch fehlerhafte Instanzen und leitet den Datenverkehr an betriebsbereite Instanzen um, wodurch Ausfallzeiten minimiert werden.

Amazon FSx für Windows File Server bietet eine vollständig verwaltete, skalierbare und leistungsstarke Dateispeicherlösung. Sie ermöglicht dem Fachklinikum Mainschleife eine effiziente Archivierung und Abrufung von Röntgendaten und Home-Verzeichnissen und rationalisiert so die Datenverwaltungsprozesse.

Der Amazon Relational Database Service (RDS) stellt verwaltete Datenbankinstanzen für SQL Server, MariaDB und Amazon Aurora PostgreSQL bereit und gewährleistet so zuverlässige und skalierbare Datenspeicherlösungen. RDS automatisiert Datenbankverwaltungsaufgaben wie Backups, Softwarepatches und Failover, wodurch der Betriebsaufwand reduziert und eine hohe Verfügbarkeit sichergestellt wird. Für das PACS-System wählte Kite Consult Amazon RDS mit MariaDB.

Zusammen bilden diese AWS-Services eine resiliente, hochverfügbare und sichere Infrastruktur für kritische Gesundheitsworkloads.

Bild 5: Systemarchitektur der Fhirworks Anwendung

Fhirworks [extern, EN], eine Lösung für Elektronische Patientenakten (ePA) und Gesundheitsakten, wurde auf einer serverlosen Architektur aufgebaut, die mehrere AWS-Services nutzt. Die Kernfunktionalität wurde mit AWS Lambda implementiert, einem serverlosen Compute-Service, der Code ohne Bereitstellung oder Verwaltung von Servern ausführt. Durch die Elastizität von AWS Lambda kann sich die Anwendung automatisch an den eingehenden Datenverkehr anpassen.

Für die Datenspeicherung nutzt Fhirworks Amazon DynamoDB, einen vollständig verwalteten NoSQL-Datenbankdienst, um Patientendaten mit geringer Latenz und hoher Leistung zu speichern und abzurufen. Der Amazon OpenSearch Service, eine verteilte Such- und Analyseplattform, ermöglicht eine schnelle und effiziente Suche in den gespeicherten Gesundheitsakten.

Fhirworks integriert Amazon Cognito für sicheren Zugriff und Authentifizierung. Amazon Cognito verwaltet die Benutzerauthentifizierung, -autorisierung und Benutzerprofilverwaltung und bietet so eine sichere und konforme Möglichkeit, den Zugriff auf sensible Patientendaten zu steuern.

Die API-Ebene wurde mit Amazon API Gateway aufgebaut, einem vollständig verwalteten Service, der die API-Erstellung, -Bereitstellung und -Verwaltung vereinfacht. API Gateway fungiert als Eingangspunkt für Client-Anwendungen, leitet Anfragen an die entsprechenden Lambda-Funktionen weiter und erzwingt Zugriffskontrollen über Amazon Cognito.

Diese serverlose Architektur ermöglicht eine effiziente Verwaltung und Abrufung sensibler Patientendaten unter Einhaltung von Branchenstandards und -vorschriften. Darüber hinaus ermöglicht diese Architektur dem Fachklinikum Mainschleife die vollständige Nutzung eines nutzungsbasierten Preismodells, wodurch die Betriebskosten gesenkt und eine nahtlose Skalierung von Fhirworks ermöglicht wird. Dieser moderne und skalierbare Ansatz entspricht den strengen Anforderungen der Gesundheitsbranche an Datensicherheit, Compliance und Kosteneffizienz.

Nächste Schritte

Da Gesundheitsorganisationen die digitale Transformation weiter vorantreiben, bleibt die Modernisierung ihrer Anwendungsinfrastruktur ein fortlaufender Prozess. Aufbauend auf der robusten Grundlage, die mit AWS-Services geschaffen wurde, sieht Kite Consult weitere Fortschritte zur Verbesserung der Zuverlässigkeit, Skalierbarkeit und datengestützten Erkenntnisse vor. Zwei Schlüsseldienste, die ein großes Potenzial für die nächste Phase der Modernisierung bieten, sind der Amazon Elastic Container Service (ECS) mit AWS Fargate und AWS Health Lake.

Amazon ECS mit AWS Fargate bietet die Möglichkeit, von traditionellen EC2-Instanzen zu einem serverlosen Container-Bereitstellungsmodell überzugehen. Dieser Ansatz würde es Gesundheitsanwendungen ermöglichen, von automatischer Skalierung, verbesserter Ressourcennutzung und reduziertem Betriebsaufwand zu profitieren. Durch die Nutzung von AWS Fargate können sich Organisationen auf den Aufbau und die Bereitstellung ihrer Anwendungen konzentrieren, ohne die zugrunde liegende Infrastruktur verwalten zu müssen, was zu mehr Agilität und schnellerer Markteinführung neuer Funktionen und Dienste führt.

Darüber hinaus könnte die Integration von AWS Health Lake einen beispiellosen Mehrwert aus den riesigen Mengen an Gesundheitsdaten schaffen, die von verschiedenen Systemen und Anwendungen generiert werden. Health Lake ist ein HIPAA-konformer Dienst, der für die Aufnahme, Speicherung und Analyse von Daten aus unterschiedlichen Quellen wie elektronischen Patientenakten (ePA), medizinischen Geräten und klinischen Anwendungen konzipiert ist. Durch die Konsolidierung und Harmonisierung dieser Daten in einem zentralen, sicheren und konformen Data Lake können Gesundheitsorganisationen tiefere Einblicke in Patientenergebnisse gewinnen, potenzielle Kosteneinsparungen identifizieren und Innovationen in der personalisierten Medizin vorantreiben.

Die Nutzung von Health Lake, in Verbindung mit anderen AWS-Analysediensten wie Amazon Athena und Amazon QuickSight, wird es Fachkräften im Gesundheitswesen und Datenwissenschaftlern ermöglichen, fortschrittliche Analysen durchzuführen, Trends zu visualisieren und wertvolle Muster in den Daten zu erkennen. Dies würde zu einer verbesserten Patientenversorgung, fundierten Entscheidungen und der Entwicklung prädiktiver Modelle für eine frühzeitige Krankheitserkennung und Prävention führen.

Zusammenfassung

Durch die Nutzung von AWS haben das Fachklinikum Mainschleife und die Max Grundig Klinik eine zukunftssichere, kosteneffiziente und konforme Cloud-Plattform gewonnen, die es ihnen ermöglicht, ihre Anwendungen zu modernisieren, ihr Betriebsmodell zu transformieren und sich auf die Bereitstellung hochwertiger Gesundheitsdienstleistungen zu konzentrieren. Die Partnerschaft mit Kite Consult, gepaart mit den robusten Angeboten von AWS, versorgte die Kunden mit den benötigten branchenspezifischen Anpassungen, Fachwissen, Agilität und Skalierbarkeit, die für die Bewältigung der Komplexitäten der Gesundheitsbranche und den Vorantrieb ihrer Digitalisierungsinitiativen erforderlich sind. Kite Consult steht mit seiner fundierten Expertise in den Bereichen Gesundheitswesen und AWS-Technologien bereit, um Organisationen auf dieser transformativen Reise zu begleiten.

Über die Autoren

	Florian Wanner ist der Gründer und Geschäftsführer des Managed-Cloud-Service-Anbieters Kite Consult. Der Physiker und sein Team migrieren Unternehmen seit 2012 in die AWS-Cloud. Das internationale Team hat umfangreiche Erfahrung im Bereich der regulierten Branchen aufgebaut – mit besonderer Expertise in den Bereichen Datenschutz und Cybersicherheit. Zu den Kunden gehören Fluggesellschaften, Zentralbanken, Rückversicherungsunternehmen und Organisationen aus dem Gesundheitssektor. Die ersten beiden Migrationen deutscher Krankenhäuser in die AWS-Cloud wurden als Blaupausen in ganz Europa anerkannt.
	Luka Abicic ist DevOps-Ingenieur bei der Kite Consult GmbH. Er ist leidenschaftlich dabei, Cloud-Produkte für die Gesundheits- und Versicherungsbranche aufzubauen. Mit seinem Hintergrund in Management-Beratung und DevOps-Engineering treibt Luka die Zusammenarbeit mit funktionsübergreifenden Teams voran und übersetzt Geschäftsanforderungen in innovative technische Lösungen.
	Geraldine Reichard ist eine Solutions Architect bei Amazon Web Services (AWS), die sich dem öffentlichen Sektor in Deutschland widmet. Sie hat einen Hintergrund in Cloud Computing und Beratung und liebt es, neue Architekturen zu entwerfen. Während ihres Studiums an der Universität Bonn entdeckte sie auch ihre Leidenschaft für die Entwicklung neuer Algorithmen mit optimierter Laufzeit. In ihrer Freizeit schreibt sie Fictionbücher und genießt das Bouldern im Fitnessstudio.
	David Surey ist Solutions Architect mit Sitz in Berlin, Deutschland. Er verfügt über etwa 20 Jahre Erfahrung in der IT-Branche und hat in Desktop- und Server-Support-Rollen sowie als Systemingenieur und Cloud Solution Architect gearbeitet. Seit einigen Jahren konzentriert er sich auf die Automatisierung und Innovation von Rechenzentren sowie auf die Entwicklung von Cloud-Infrastrukturen. Er ist ein leidenschaftlicher Spieler und tüftelt gerne mit Open-Source-Software herum.